

Unsere Nachricht an den Bürgermeister Theo Mettenborg:
Um der versuchten Legendenbildung der Klärwerksleitung der letzten Eigenbetriebe-Ausschusssitzung entgegenzutreten, dass die größte Umweltkatastrophe mit dem Eintrag von 3,4 TONNEN Plastik-Biofilmträger-Plättchen, die bis auf die Nordseeinseln gespült wurden, ein unvorhersehbares und durch Verkettung unglücklicher Umstände zustande gekommenes Ereignis höherer Gewalt war, kommentieren wir hier wie folgt und bitten um Aufnahme dieser Nachricht und der angefügten Anlage “surfrider biomedia-report-2018 email.pdf” zum Protokoll der Sitzung vom o.a. Datum.
- Wir sind der Ansicht, dass diese Havarie vermeidbar gewesen wäre, wenn:
- Ein Check der Funktionalität der Not-Pumpen vor dem bekannten herannahenden Starkregenereignisses stattgefunden hätte. Es scheint, zumindest für die Notpumpen, bis zum Datum der Havarie, keine Standard-Prozedur für die MA des Klärwerks in Vorbereitung auf Starkregenereignisse zu existieren.
- Das Biofilm-Träger des Öfteren aus dem Bioreaktor-Becken ausgetragen werden können, ist seit vielen Jahren bekannt. Allein im Bericht von Surfrider-Org von 2018 wurden 16 Fälle vorgestellt. Man kann voraussetzen, dass diese Havarien sowohl den Herstellern von MBBR’s, und Ingenieurbüros, die diese Systeme Planen, Ausschreiben oder abwickeln, bekannt gewesen sein müssten.
Hätte man von Seiten des mit der technischen Konzeption der 4. Reinigungsstufe beauftragten Beraters, der auch, was wir für sehr fragwürdig hielten und halten, mit der „Aufklärung“ der Ursachen für die Havarie seitens des Klärwerks-Management beauftragt wurde, von Vornherein die Biofilm-Träger Rückhaltesysteme in der Form ausgeführt, wie man das im Nachhinein umgesetzt hat, wäre unserer Kommune und den flussabwärts befindlichen Anrainern… und natürlich auch der Natur, diese Umweltkatastrophe erspart geblieben.
Sich hier in der Stellungnahme seitens der Klärwerksleitung hinter Prototypen, fehlender technischer Erfahrungen und unerwarteter Ereignisse (Pumpenausfall) zu verbergen, halten wir für eine Vernebelungstaktik… Das von den nach unserer Ansicht augenscheinlichen Fehler des Beraters (Ausschreibung und Abwicklung) und des Klärwerksmanagements ablenken soll.
Dem widersprechen wir ausdrücklich und bleiben dabei – das Überlaufen des Bioreaktors war vorhersehbar und der unkontrollierte Austrag der Biofilm-Träger hätte vermieden werden können!
- Rostender Edelstahl – Probleme mit dem Traggerüst der Tuchfilter
Die Ozonierung mit den Abscheider-Tuchfiltern wurde in einer Studie des gleichen Beraters (siehe 1), gegenüber anderen technischen Lösungen der 4. Reinigungsstufe, zB Aktivkohle-Filterung – als das richtige Konzept für unser Klärwerk, empfohlen. Genau der gleiche Berater hat genaueste Kenntnisse über die chemische Zusammensetzung der zwei Massenströme (Tönnies Vorklärung) und dem Abwasser der Stadt. Weil genau dieser Berater seit Inbetriebnahme der Gross Einleiter-Vorreinigungsstufe ALLE, auch zur Berechnung der Kostenbeteiligung, Analysen des Abwassers an den gemeinsam genutzten Betriebsteilen des Klärwerks, ermittelt hat.
Es wurde während der Sitzung mit bezogenem Datum von Herrn Ditgens mitgeteilt, dass die angeblich ungewöhnliche Aggressivität des Abwassers durch hohe zu entfernende Phosphatgehalte, entstanden durch die Fällung mit Eisenchlorid, in der vorgeschalteten Reinigungsstufe – die gelieferte Edelstahlkonstruktion angreift.
In der Pharmaindustrie setzt man bei ätzenden chlorhaltigen zu verarbeitenden Chemikalien mindestens den Werkstoff 1.4404 – sehr häufig sogar 1.4435 ein.
https://hannainst.de/blog/abwassereinigung-und-messung-wichtiger-chemischer-parameter-im-klaerwerk
Bei den Untersuchungen der Wasserproben aus der Kläranlage erfolgt neben der Ermittlung von physikalischen und biologischen Eigenschaften die Bestimmung von in der Regel sieben wichtigen chemischen Wasserparametern:
- Gesamtstickstoff
- Ammonium-Stickstoff
- Nitrit-Stickstoff
- Nitrat-Stickstoff
- Gesamtphosphor
- Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)
- Biochemischer Sauerstoffbedarf (BSB5)
Die Bestimmung dieser Parameter kann z.B. photometrisch erfolgen.
Typische Werte für kommunales Abwasser sind im Zulauf:
Hier ergeben sich deshalb für uns ZWEI Anfragen an den Klärwerksleitung, um deren schnelle Beantwortung wir bitten:
- Welche Edelstahl Qualität wurde vom Berater in der Ausschreibung für die Tragkonstruktion der Tuchfilter vorgeschrieben?
- Wir beantragen Einsicht in die o.a. chemischen Analysen mit den dazugehörigen Massenströmen (m3/Tag) aus dem Anteil des kommunalen Abwassers im Vergleich zu den entsprechenden Werten NACH der Sondereinleiter-Vorklärung und VOR der Durchmischung beider Abwasserströme. Wir sind der Meinung, dass ein Zeitraum der Messungen der letzten sechs Monate der jüngsten Vergangenheit dafür ausreichend ist.
- Reguläres Testen der Funktion von Anlagenkomponenten für den Notbetrieb – Hier: Notstromdiesel
Diese Anfrage richtet sich sowohl ans Rathaus als auch an den Eigenbetrieb Abwasser (EAW).
Im Rahmen des Ukraine Krieges hat unsere Kommune mehrere Notstrom-Generatoren angeschafft.
Wir nehmen Bezug auf den mehrstündigen Ausfall einer Notpumpe (Anlaufprobleme der Frequenzumformer unter Last) unter 1., bei der Plättchenhavarie und würden über folgendes in Kenntnis gesetzt werden:
FRAGE: Wie oft wurden alle beschafften Notstrom-Generatoren (am Rathaus, im Klärwerk usw.) je Aggregat in den letzten 12 Monaten auf Funktion beim Ausfall der regulären Stromversorgung geprüft… und wann zum letzten Mal?
Über eine schnelle Beantwortung der vorgenannten Fragen sind wir erfreut.


